GeistesFunken - BLOG


Was ich am Ende der Welt über Zusammenhalt gelernt habe

Peru 2018

Am Ende bleiben die Erinnerungen an eine Zeit im noch unerforschten peruanischen Regenwald. Als Mitglied eines Expeditionsteams, welches nach Beweisen einer längst vergessenen Kultur der Wolkenkrieger suchte - den Chachapoyas. Das Bild entstand an einem Ort, an dem wir auf uns allein gestellt waren - von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Schon lange hatten wir den Rubikon überschritten. Den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab.

 

Zurück daheim wurde ich oft gefragt, ob mich die Reise verändert hat. Dann schaue ich auf das Bild und erlebe noch einmal für was das Wort <<T-E-A-M>> heute für mich steht.

 

Natürlich braucht ein Wolfsrudel ein TARGET, ein Ziel. Etwas messbares, das klar und deutlich ist, ohne dass man es interpretieren muss. Aber fast wichtiger als ein Ziel ist die Kommunikation der ERWARTUNG. Du kannst jemanden mit einem Ziel in Reichweite “alleine“ lassen. Es wird aber eine andere Geschichte, wenn Du im Voraus Deine Vorstellung davon teilst, was Du in einer Person oder dem Team siehst. Die ANNERKENNUNG von Leistung wirkt wie eine Motivationsspritze. Besonders dann, wenn etwas schief geht oder gar kein Ende in Sicht ist. Es ist das gegenseitige Schulterklopfen. Es ist die Dankbarkeit in den Augen, nach einem festen Griff, der einen vor dem Sturz bewahrt. Der Schlüssel für mich war das Verständnis für das MOMENTUM eines Teams. Und damit die Einsicht, dass selbst etwas nicht Greifbares wie der Teamgeist, Naturgesetzen unterliegt. Es ist wohl die wichtigste geistige Eigenschaft, Phasen von Individuen und dem Kollektiv lesen zu können. Den Prozess der Entstehung von Leistung bis zur ihrer Spitze zu erkennen. Und vor allem auch die Erkenntnis, wenn Inne gehalten werden muss (Pausen).

 

Wir waren schon ein paar Tage unterwegs. Leider nur mit dürftigen GPS-Signal aufgrund dichter Vegetation und fast senkrechten Aufstiegen in der Nähe einer Schlucht. Wir wussten, ohne miteinander zu reden, dass es so nicht mehr weitergeht. Das Ziel von 6 km pro Tag schmolz in schlaffe 2 km, welche wir fast nur auf allen Vieren erreichten. Frustrierend, wenn Du den Ausgangspunkt am Ende des Tages beim Umdrehen noch sehen kannst. Ich fühlte den Schmerz, als ob es meiner war, als der Vordermann in das tiefe Gestrüpp hinabrutschte. Mit krachenden Geräusch überschlug er sich mehrmals mit dem 30 kilo schweren Rucksack. Im Nachhinein erfuhr ich, dass er sich dort wohl die Rippen gebrochen hatte. Aber selbst er hatte es während des strömenden Regens und der Anstrengung gar nicht bemerkt. Glücklicherweise konnten wir in dieser Nacht noch ein Feuer machen. Das waren die wärmenden Momente, die mich den kaltnassen Rücken und den tiefschwarzen Dschungel dahinter, mit all seinen Gefahren, vergessen ließen. "Wir werden unsere Route ändern um einige Verletzte zu entlasten. Wir werden das gesamte Gepäck neu ausbalancieren. Es ist an der Zeit, das Ego hier abzulegen und die helfenden Hände zu ergreifen - es wird uns allen helfen als Team zu agieren." Am nächsten Morgen wurde mir klar, dass die Situation unverändert bleibt, bis man die richtige Einstellung findet. Nur so wird Dein Grenzbereich zum Wohnzimmer der Komfortzone. Aber das ist eine andere Geschichte … /ch